Das gesamte Interview mit Priester Vierhock

22.12.2023

Am 25. Oktober interviewten unsere beiden Freiwilligen den Pfarrer und befragten ihn über sein bisheriges Leben und seine priesterlichen Aufgaben. Das Interview wurde auf Tschechisch in der Dezember-Ausgabe der Informační list veröffentlicht.

Das gesamte Interview in deutscher Sprache können Sie auch gleich hier nachlesen!

Viel Spaß beim lesen!


Wie würden Sie sich den Mitgliedern der SAG vorstellen? Was haben sie bisher so gemacht?

Geboren bin ich 1956 in Thüringen in Gera und dort bin ich auch in einem behüteten Elternhaus groß geworden. Ich habe dann die Schule besucht, konnte allerdings kein Abitur machen, weil ich Christ in der DDR war. Stattdessen habe ich dann einen Beruf als Bergmann gelernt und konnte dazu das Abitur absolvieren. Danach war ich eineinhalb Jahre als Bausoldat in der Armee. Das ist ein Armeedienst ohne taktische Ausbildung und ohne Waffenausbildung. Nach diesem Dienst begann meine theologische Ausbildung, zunächst mal mit dem Erlernen der Altsprachen Latein und Griechisch und dann das Studium für Philosophie und Theologie am Studium in Erfurt. 1984 bin ich in Dresden in der Kathedrale zum Priester geweiht worden. Meine Kaplans-Zeit war in Zwickau in der Kirche Johann Nepomuk. Als Priester bin ich ins Seminar gegangen als Perfekt und Assistent.
Sieben Jahre arbeitete ich als Leiter der Abteilung Pastoral im bischöflichen Ordinariat in Dresden. Danach war ich 16 Jahre Propst und Dekan in Leipzig. Während dieser Zeit ist in Leipzig die neue Propsteikirche in der Innenstadt gebaut worden. Seit 2015 bin ich im Ausland. 2,5 Jahre in Hongkong für die deutschsprachige Gemeinde und sechs Jahre in Russland in Moskau. Seit Ende August bin ich hier in Prag und freue mich meines Amtes als Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Prag, die ja auch das Patrozinium Hl. Johannes Nepomuk heißt. So schließt sich sozusagen mein priesterlicher Kreis mit dem Beginn in Zwickau, mit Nepomuk und vielleicht mein offizielles Ende dann hier in Prag nach drei Jahren.

Worin sehen Sie die Rolle der Kirche in der deutsch – tschechischen Freundschaft?

Ich glaube, da wir Nachbarn sind, sollten wir gute nachbarschaftliche Beziehungen pflegen. Es hat einige Irritationen in der Vergangenheit gegeben und ich denke, die Versöhnungsarbeit und die Verständigungsarbeit sind nach wie vor noch ganz angezeigt und ich finde, dass die Rolle der Kirche darin besteht, Kontakte zu pflegen, einander kennenzulernen und sich auszutauschen. Tschechien ist ein Land, das religiös nicht sehr aktiv sein kann. Dies aus guten Gründen und ich glaube, da ich aus der Diaspora komme, kann man da sehr gut Brücken schlagen.

Sie haben ja durch Ihre Arbeit in deutschen Kirchengemeinschaften schon viele Orte auf der Welt kennengelernt. Was ist ihr erster Eindruck von Prag und den Menschen hier?

Ich bin begeistert von Prag, das war ich schon immer gewesen. Es gab ja zu kommunistischen Zeiten relativ wenige Orte, wo man problemlos hinreisen konnte. Einer dieser Orte war Prag und ich habe die Stadt immer in ganz netter Erinnerung. Ich freue mich jetzt mal wieder für längere Zeit in Prag leben zu können und finde es ist eine der schönsten Städte Europas, von denen, die ich kennengelernt habe. Die Menschen sind aufgeschlossen, freundlich und nett. Ich habe also bisher nur positive Erfahrungen sammeln können. Auch in dem Haus, in dem ich wohne, ist mir jeder sehr entgegenkommend und sehr hilfsbereit. Ich muss sagen, ich bin wirklich in ein gutes Nest gefallen.

Welche Tätigkeit wird Sie jetzt am meisten beschäftigen und auf welche neuen Möglichkeiten freuen Sie sich in Prag?

Jeder Pfarrei und jede Propststelle hat andere Herausforderungen und mein Dienst hier in Prag steht auf zwei Füßen. Einmal die Gemeindearbeit. Ich bin noch dabei, die Aktivitäten der Gemeinde kennenzulernen und mit dem Pfarrgemeinderat zu überlegen, welche Möglichkeiten einer Glaubensvertiefung wir haben. Welche Möglichkeiten einer Missionierung wir finden können und wie wir uns weiterhin als deutschsprachige Gemeinde publik machen können. Gerade für die Deutschsprachigen. Was auch nicht zu verachten ist: Wir haben in der Regel relativ viele Anfragen von Gruppen und Touristen, die zum Gottesdienst kommen. Auch da denke ich, werden wir künftig hin, noch einiges zu tun haben.
Mein zweites Standbein ist der Religionsunterricht an der Deutschen Schule Prag, den ich gemeinsam mit meiner evangelischen Mitschwester halte. Dort sind die Klassen fünf bis neun. Ich habe zwar bereits Religionsunterricht in den anderen Städten gehalten, allerdings dann nur von neun bis zwölf. Das heißt, ich kann meine ganzen Vorbereitungen jetzt in die Tonne drücken, weil ich jetzt für die kleineren Klassen den Religionsunterricht vorzubereiten habe. Beiden Herausforderungen bin ich dankbar und freue mich darauf.

Was kann die Sdružení Ackermann-Gemeinde der deutschen katholischen Gemeinde in Prag anbieten? Was braucht es Ihrer Meinung nach für eine gute Zusammenarbeit?

Das weiß ich nicht 100-prozentig. Ich freue mich erstmal, dass ich heute hier sein darf, dass ich Vertreterinnen/ Vertreter der Sdružení Ackermann-Gemeinde kennenlerne. Ich denke, das ist ein erster Schritt, den man gemeinsam gehen kann. Natürlich hat die Gemeinde Kontakte, das ist völlig klar, ich werde das Rad nicht neu erfinden müssen, aber ich freue mich auf das gemeinsame Überlegen: Was können wir gemeinsam tun?
Die Gemeinde für die Sdružení Ackermann-Gemeinde und die Sdružení Ackermann – Gemeinde für die Gemeinde. Das sind ja Nachbarn. Unsere Kirche ist auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Ich denke, da wird sich künftig noch eine Menge an Möglichkeiten finden, dass wir konstruktiv zusammenarbeiten können. Auf welchen Feldern das sein wird, wird die Zukunft zeigen. Ich bin auf jeden Fall für Kooperation dankbar.

Vielen Dank für das Interview!