Frühlingsbegegnung 2025 der Spirála unter der Deutsch-Tschechischen Konferenz

04.03.2025

Am Freitag, dem 7.Februar 2025 startete die Frühlingsbegegnung unter der Deutsch-Tschechische Konferenz der Sdružení Ackermann-Gemeinde unter dem Thema "Deutsch-Tschechische Nachbarschaft in der digitalen Welt – Information und Desinformation und ihr Einfluss auf die Gestaltung der gegenseitigen Beziehungen".

Um 18.30Uhr wurde die Konferenz feierlich vom Moderator Filip Rambousek eröffnet. Dabei wurden vier besondere Gäste willkommen geheißen. Darunter Mons. Adolf Pintíř - Präsident des Vereins Ackermann-Gemeinde, Albert-Peter Rethmann - Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde, Dr. Stefan Gehrke vom deutsch-tschechischen Zukunftsfond, sowie Mons. Tomáš Holub - Bischof von Pilsen. Auch erste thematische Einstiege und Danksagungen wurden abgehalten.

Es folgte ein einleitender Vortrag, geführt von Norman Domeier, Privatdozent Dr. phil. habil. zum Thema "Fake News und Fake Journalism – von der Goebbels'schen Kriegspropaganda bis zu den Journalismus-Skandalen der letzten Jahre." Er berichtete, wie Joseph Goebbels die Medien nutzte, um die Wahrnehmung des NS-Regimes zu beeinflussen. Herr Domeier erkannte, dass AP als die größte Nachrichtenagentur der Welt als Instrument der Nazi-Propaganda gedient haben soll. Zum Ende seines Vortrages wendet er sich an seine Zuhörer: "Unsere tägliche Aufgabe ist es kritisch zu hinterfragen, was wir weiterverfolgen und weitertragen." Auch die Selbstkritik sei Aufgabe eines mündigen Bürgers.

Am Samstag fand um 8Uhr die Mitgliederversammlung der SAG statt, um den neuen Vorstand zu wählen. Dieser wurde vor der Podiumsdiskussion verkündet. Ebenfalls erwähnt wurde der Deutsch-tschechische Podcast der SAG, welcher dieses Jahr ins Leben gerufen wird.

Schließlich wurden die 3 Referenten für die Podiumsdiskussion vorgestellt. Darunter Niklas Zimmermann - Journalist und Historiker, Redakteur der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Petr Koubský – Journalist, Redakteur für Wissenschaft und Technik bei "Deník N", und Sarah Komasová - Analystin, arbeitet in der Denkfabrik STEM, mit Schwerpunkt auf Datenanalytik. Geführt wurde die Diskussion auch hier von Filip Rambousek. Themenschwerpunkte waren unter anderem die Formen Print-Medien und online Kanäle und deren unterschiedliche Wahrnehmung, Auswirkungen des Informationskonsums, soziale Netzwerke und Gefahren, die selektive Filterung von Informationen mit Beispiel der Afd-Politiker, Rolle der Medien etc. Zu Wort kamen, neben Analysen und Studien, viele aktuelle gesellschaftliche und politische Themen, die auch die Teilnehmer bewegten. Besonders hervorzuheben sind hier die Auswirkungen der Verwandlung des Informationskonsums. Die sogenannte "Blasenentstehung" wird eingebracht, wobei Frau Komasová feststellt, dass es viel mehr um die Form geht, als um den Inhalt der Information. Oft sind die Informationen in den verschiedenen Quellen gar nicht so unterschiedlich. Jedoch sei die Form eine andere. Bei visuellen Darstellungen würde eine andere Wahrnehmung des Themas erzeugt werden. Grafiken vereinfachen die Themen oftmals, wodurch die Tiefe an Informationen beeinflusst wird. Diese unterschiedliche Wahrnehmung der Themen habe Konsequenzen. Demnach herrscht auf den sozialen Medien eine verkürzte Information. "Es geht mehr um Emotionen" – so Frau Komasová. Auch Herr Zimmermann ist mit den sozialen Medien vertraut. Insbesondere auf der Plattform TikTok wird ihm während des Wahlkampfes in Rumänien die Blasenentstehung stark vor Augen geführt. Durch die Algorithmen wurden ihm zu dieser Zeit stets ähnliche Inhalte zur Wahl angezeigt. Rumänien ist ein Land, wo TikTok sehr verbreitet ist. "Desinformation ist weit mehr als bloße Fake News, mehr als Nachrichten, die nicht stimmen", äußert Zimmermann. Auch die Frage nach Tipps mit dem Umgang von Quellen wurde thematisiert. Herr Koubský selbst bezeichnete sich als Medienprofi, wodurch seine Empfehlungen nicht für die Öffentlichkeit anwendbar sind. Er selbst verfolge die Quellen mehrere Stunden am Tag. "Ich lese 220 Quellen, die ich täglich verfolge", gibt Herr Koubský preis. Die Teilnehmer hatten nach der Diskussion an "runden Tischen" die Möglichkeit, direkt mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden interessante Rückfragen gestellt. Darunter beispielsweise an Frau Komasová: "Sehen Sie einen Zusammenhang für das verstärkte Nutzungsverhalten für soziale Medien und Desinformation?" Die Ermöglichung an Emotionen zu kommen sei hier besonders hervorzuheben. Die Sozialisierung außerhalb der sozialen Medien würde so gestört. Auch auf die negativen Folgen des Einflusses der sozialen Medien wurde eingegangen. Im 30 minütigen Takt wechselten die Referenten die Kreise, sodass die Gelegenheit zum Austausch für jeden Teilnehmer gewährleistet wurde.

Nach dem Mittagessen stand das Kulturprogramm an. Schon im Voraus konnten die Teilnehmer einen Programmpunkt nach Interesse wählen. Zur Wahl standen die Loos-Interieurs Wohnungen Vogl und Kraus / Bummel-Haus, der Meditationsgarten mit anschließendem Gespräch im Bistum mit P. Hruška und die Stadtführung "Auf den Spuren der Pilsner Deutschen" mit Christoph Mauerer.

Am Abend ging es weiter mit einer musikalischen Darbietung des Exodus Quartetts.

Direkt im Anschluss fand das Desinfomationsduell: "Deutsch-tschechisches Quiz" statt. Dieses wurde direkt vom Organisationsteam der Konferenz vorbereitet und moderiert. Sieben Gruppen spielten gegeneinander und stellten ihr Wissen auf die Probe. Thematisch bezogen sich die Fragen auf Wissen über Deutschland und Tschechien, Kultur und Information und Desinformation. Am Ende gab gleich zwei Gewinner zu kühren.

Mit einem gemeinsamen Singen endete der Abend für die Teilnehmer.

Am 9.Februar und somit der letzte Tag der Konferez, fand der Deutsch-tschechische Gottesdienst in der St. Bartholomäus-Kathedrale unter Mons. Tomáš Holub statt.

Um 10.30Uhr schloss sich eine Gruppe junger Schauspieler und Schauspielerinnen der Konferenz an. Die Kunstgruppe "Dobrej matroš" spielte ihr Spiel: "Vertrau mir" vor. Hier lag es an jeden einzelnen Teilnehmer die Desinformation aufzuspüren, um einen Mordfall auf zudecken. Am Ende bekam jeder die Möglichkeit über den Täter abzustimmen. Auch hier wurde die Gefahr, die Desinformation für unsere Gesellschaft bringt, in aller Deutlichkeit vor Augen geführt.

Nach einer Dankensrede kam die Deutsch-tschechische Konferenz zum Ende. Zu letzten Gesprächen lud das gemeinsame Mittagessen ein, wonach die Abreise der Teilnehmenden anstand. Mit vielen neuen Denkabstößen und Impulsen endete die gemeinsame Zeit in Pilsen.

Die SAG bedankt sich bei allen Mitwirkenden, die diese Konferenz so erfolgreich gemacht haben. Mit dem positiven Feedback der Teilnehmenden geht die SAG bestärkt weiteren Projekten nach und freut sich auf ein erneutes Wiedersehen.

Wenn Sie weiteres Interesse zu dem Thema Desinformation haben, dann schauen Sie doch gerne bei unserem Deutsch-tschechischen Podcast "Achtung Desinfo!" vorbei.