Mitteilung des Vorsitzenden der SAG zur Lage in der Ukraine

25.02.2022

Mitteilung des Vorsitzenden der SAG zur Lage in der Ukraine

Ich schreibe diese Zeilen, während wir alle die Entwicklungen in der Ukraine verfolgen. Vor ein paar Tagen wurde ich zum SAG-Vorsitzenden gewählt, und ich wollte ein wenig über meine Pläne für die künftige Arbeit berichten. Vielleicht können wir an eine post-covid Ära denken, dachte ich. Aber ich habe es aufgeschoben, einen Gruß zu schreiben, und heute sehe ich, dass das gut war.

Wie soll man über die Zukunft sprechen, wie soll man planen und sich vorbereiten, wenn man nicht wirklich weiß, was die nächsten Stunden bringen werden? Wir hoffen, dass es nicht zu einem Krieg kommt, der den ganzen Kontinent in Mitleidenschaft zieht. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht zu schweren Verlusten an Menschenleben und großen Sachschäden kommt. Aber wie kann dies erreicht werden, und zu welchen Kosten? Das wird uns nur die Zukunft zeigen. Das wollen wir hoffen.

Wenn wir schon nichts haben, worauf wir uns freuen können, sollten wir wenigstens den Mut haben, die Vergangenheit zu berühren. Im Zusammenhang mit dem Beginn der Invasion in der Ukraine ist festzustellen, dass diejenigen, die jahrelang gejammert haben, dass Sanktionen nichts bewirken würden, nun nach schnellen Sanktionen rufen. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, wozu die Marginalisierung der Probleme führt, wie wir von vielen PolitikerInnen gehört haben. Was bewirkt es, wenn Tatsachen verzerrt werden, wenn die Dinge nicht beim Namen genannt werden? Plötzlich gibt es nichts mehr zu diskutieren, es gibt keine Rationalität mehr, eine gemeinsame Perspektive ist ausgeschlossen...

Ist es nicht eine der Aufgaben unserer Oragnisation, dazu beizutragen, die Hindernisse zu überwinden, die durch das Verschweigen der Wahrheit und den mangelnden Mut, eigene Fehler einzugestehen, entstehen? Bietet uns diese Situation nicht die Möglichkeit, unsere Erfahrungen mit all jenen zu teilen, die Gefahr laufen, den Verkündern guter Nachrichten und billiger Lösungen zu glauben?

Ich glaube, dass wir noch viele Gelegenheiten haben werden, zur Heilung vieler Schmerzen beizutragen, die mit Worten der nationalen Selbstbestimmung getarnt sind, indem wir uns auf die tschechisch-deutsche Gegenseitigkeit besinnen.

Angesichts einer ungewissen Zukunft können wir uns nur auf gegenseitige Solidarität und Respekt verlassen und bereit sein, die Opfer zu bringen, die gute zwischenmenschliche Beziehungen immer erfordern.

Mons. Adolf Pintíř

Vorsitzender der SAG