Osterworte

14.04.2022

Zum dritten Mal in Folge werden wir Ostern anders erleben als bisher. Nach zwei Jahren schien es, als könnten wir zu unseren gewohnten Verhältnissen zurückkehren, und plötzlich mischte sich die Geräusche von Gewehren in der Ferne mit den Jubelklängen der Glocken. Und vielleicht ist das gerade die Chance, Ostern - den Schwerpunkt, das Zentrum und die Quelle unseres Glaubens - viel tiefer zu erleben.
Pandemien und Kriege bringen ständig Todesnachrichten mit sich. Kürzlich stieß ich auf einen Text der Philosophin Anna Hogen: "Wahres Leben ist nur in der Innerlichkeit der Wahrheit möglich, und das ist nur in einer gelebten Beziehung zu Geburt und Tod möglich. Wir tragen den Tod als die uns innewohnende Möglichkeit in uns, diese Möglichkeit gehört zu uns und gehört zu uns am meisten von allen möglichen Möglichkeiten. Um nicht von ihr überrascht zu werden, müssen wir uns ein Leben lang auf sie vorbereiten." Die Osternacht ist eine einzigartige Lektion in dieser Vorbereitung.


Vielleicht werden uns die Worte des Propheten Baruch aus der 6. Lesung dieser Vigil in diesem Jahr viel deutlicher. "Warum bist du, Israel, in einem feindlichen Land, schmachtest in einem fremden Land, bist verunreinigt wie die Toten und wirst zu denen gezählt, die in die Unterwelt hinabgestiegen sind? Du hast die Quelle der Weisheit verlassen! Denn wenn du auf dem Weg Gottes gewandelt wärst, würdest du für immer in Frieden leben. Lerne, wo Wissen ist, wo Kraft ist, wo Verstand ist, damit du weißt, wo langes Alter und Leben ist, wo die Augen in Frieden leuchten ... Dies ist unser Gott, kein anderer kann mit ihm verglichen werden ... Dann erschien (die Weisheit) auf der Erde und mischte sich unter die Menschen... Wende dich, Jakob, und ergreife sie, wandle in ihrem Glanz, ihrem Licht entgegen."
Und wenn wir in der Osternacht um das Feuer stehen, wollen wir seine Flamme wahrnehmen, die die Dunkelheit vertreibt und die Nacht erhellt. Mögen sein Licht und seine Wärme uns an den Sohn Gottes in seiner ganzen Kraft erinnern. Lasst uns in diesem Augenblick unseren Glauben in vollen Zügen ausleben und den Sieg Christi über den Tod feiern. Lasst uns die Kerze, die wir an der Osterkerze entzünden, als ein kostbares Geschenk nach Hause tragen. Und wenn wir von der Dunkelheit der Angst, der Ungewissheit und der Sorgen des Alltags ergriffen werden, dann lasst uns das Licht anzünden und denjenigen eintreten lassen, an den es uns erinnern soll. Das ist derjenige, der aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist und für die Menschen leuchtet, Jesus Christus. Ihm allein gehört alle Macht und Herrschaft für immer und ewig.


Gesegnete Ostern. Alleluja.


Osterworte unserer geistlichen Beirätin S. Angelika
Osterworte unserer geistlichen Beirätin S. Angelika